Sven Giegold

Europa muss Kaninchen schützen!

Wie meine Kolleginnen und Kollegen habe auch ich viele Mails zum Schutz von Kaninchen und den Bericht “über Mindestanforderungen für den Schutz von Nutzkaninchen (2016/2077(INI))” erhalten. Wir Grünen unterstützen seit Beginn der Arbeit an diesem Bericht die Ziele des Berichterstatters Stefan Eck (linke GUE-Fraktion, früher Tierschutzpartei) und vieler Tierschutzorganisationen. Über 340 Millionen Kaninchen führen jedes Jahr ein hässlich brutales und kurzes Leben, um zum Schluss getötet und verspeist zu werden. Die meisten von ihnen müssen in engen Käfigen leben, wo der Kot von den höheren in die darunte liegenden Ebenen fällt und ohne Möglichkeit artgerechtes Verhalten auszuleben. Wir werden am Dienstag 14. März im Plenum des Europaparlaments für den Bericht stimmen und gegen diese Käfighaltung. Auch sind wir strikt gegen jede mögliche Verwässerung des Berichts durch Änderungsanträge.

In der EU gilt bereits die Richtlinie 98/58/EG “über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere”. Allerdings ist sie vage, unkonkret und schwach umgesetzt. Für Schweine, Kälber, Legehennen und Hühner zum Verzehr gibt es jeweils eigene, konkrete Mindest-Schutzstandards. Diese sind schon unerträglich niedrig. Manche Mitgliedstaaten haben solche Gesetze auch schon für Kaninchen. Unser Ziel ist es, dass der jeweils beste Schutz Mindestvorschrift in ganz Europa wird. In ökologischer Kaninchenhaltung leben die Tiere gemeinsam in Ställen mit kleinen Stücken Grasland. Die Kaninchen haben dort mehr Platz für Sozialleben. Sie können artgerecht an Holz zu nagen, Heu zu essen, sich in Röhren und unter Plattformen zu verstecken, auf den Hinterbeinen zu stehen, sie auszustrecken und umher zu hüpfen. Bei der Hühnerhaltung haben wir Käfige verboten ohne dass dies den Sektor wirtschaftlich ruiniert hätte. Sogar in China verbessern die Konkurrenten ihre Haltungsbedingungen.

Auch für Menschen wäre ein Ende der Käfighaltung wichtig, weil die bisherige Massentierhaltung Resistenzen gegen die eingesetzten Antibiotika fördert. Ein Ende der Käfighaltung würde weniger Einsatz von Antibiotika möglich machen und hätte große Vorteile für die öffentliche Gesundheit.

Im Plenum des Europaparlaments müssen alle Abgeordneten am Dienstag 14. März Farbe bekennen. Wir sind mit dem bisherigen Bericht etwas enttäuscht, weil er keine starke Forderung an die EU-Kommission enthält. Leider hat im zuständige Agrarausschuss genau eine Stimme gefehlt für diese Forderung nach einem EU-Gesetz mit Mindeststandards zum Schutz von Kaninchen. Vor allem die Konservativen (EVP inklusive CDU/CSU) und Rechtskonservativen (EKR inklusive ex-AfDler um Bernd Lucke) haben sich gegen besseren Tierschutz stark gemacht. Gerade deshalb bin ich für Ihre öffentliche Unterstützung dankbar und hoffe, dass wir im Plenum eine starke Aufforderung in den Bericht stimmen können.

Fortschritt in der EU kommt oft zäher und langsamer, als ich es mir wünschen würde. Aber nur die Europäische Union bietet uns heute noch die Möglichkeit mächtigen Großkonzernen demokratisch Regeln zu setzen. Deshalb lohnt es sich dran zu bleiben.

Unsere bisherige Arbeit für Tierrechte: http://animalrights.eu/

EU-Gesetz zum Schutz von Nutztieren: http://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=CELEX:31998L0058

Der aktuelle Bericht über Kaninchen: http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A8-2017-0011+0+DOC+XML+V0//DE

 

Rubrik: Mobilisieren

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